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Die Hürden zum Holzobjektbau

Kommentar von Andreas Kreutzer im BAU&TEC FOKUS

[18.06.2021 | WIEN] In den letzten Jahren rückten spektakuläre Projekte wie etwa der Gare Maritime in Brüssel, das HoHo Wien, der Mjøsa Tower in Brumunddal oder zuletzt das Roots in der Hamburger Hafencity den Holzobjektbau auch in unserem Land in den medialen Fokus. Doch wenngleich derartige Leuchtturmprojekte zweifellos das Interesse am großvolumigen Holzbau wecken, ist in Österreich dessen Marktanteil zuletzt kaum gewachsen. Zwar erhöhte sich der Auftragsstand bezogen auf die Anzahl der zu errichtenden Gebäude zwischen 2015 und 2020 jährlich um durchschnittlich 2,9 Prozent, nichtsdestotrotz lag im vergangenen Jahr der Anteil des Holzobjektbaus an den insgesamt bewilligten Gebäuden im Geschoßwohnbau und Nicht-Wohnbau mit 7,7 Prozent (402 Gebäude) nur um wenige Zehntel-Prozentpunkte über den Marken der Jahre davor. Im Wohnbau lag der Marktanteil im letzten Jahr bei 4,1 Prozent, im Nicht-Wohnbau bei 12,6 Prozent. Von einem Boom kann also keine Rede sein.

Wenngleich der Holzbau in einem Land wie Österreich in dem Beton und Ziegel als Baustoffe verkleidet mit glatter Putzfassade das Stadtbild dominieren, kein einfaches Standing hat, ist er für die vergleichsweise geringe Dynamik im Wesentlichen selbst verantwortlich. Denn die Positionierung des Holzobjektbaus dockt vor allem an „weltanschauliche“ Themen an, anstatt wirtschaftliche Argumente ins Treffen zu führen. Denn, architektonische Aspekte unberücksichtigt, wird der Holzbau primär als ökologische, regional bezogene Alternative verkauft. Ein Bauherr handelt mit einem Gebäude in Holzbauweise „nachhaltig“ und demonstriert Wertschätzung für eine regionale Wertschöpfung, selbst wenn – wie so oft – der Kern eines Gebäudes in Stahlbeton ausgeführt wird. Von Kosten- oder Qualitätsargumenten hört man indessen kaum. Das führt dazu, dass in der öffentlichen Wahrnehmung Geschoßbauten in Holzbauweise in gewisser Weise ein „Luxus“ sind, den man sich leisten können muss. Dabei gibt es für den Objekt-Holzbau durchaus auch „handfeste“ Gründe, die allesamt aus der in der Regel kürzeren Bauzeit und einem alles in allem vergleichsweise höheren Qualitätsanspruch von holzverarbeitenden Unternehmen resultieren. Unglücklicherweise werden diese Vorteile aber in keinem Angebot monetär quantifiziert. Vielmehr beschränkt man sich diesbezüglich auf qualitative Ansagen und hofft, dass am Ende des Tages die Imagekomponente sticht. Auf diese Weise wird der Holzbau jedoch die vom Massivbau definierten Spielregeln nicht wirklich ändern können. Genau das wäre aber notwendig, wenn man zu einem relevanten Player am Markt werden möchte. Andernfalls wird man wohl bis auf weiteres nur eine Nische besetzen und sei es in architektonischer und ökologischer Hinsicht eine noch so anziehende. Abgesehen davon sollte man sich möglicherweise doch noch etwas zum Thema Brandschutz einfallen lassen. Im HoHo Wien gilt im gesamten Gebäude Rauchverbot.

 

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